Tischlerei Melk - Von einer Industriebrachfläche zum sozialen Quartierszentrum

Melk ist eine kleine Bezirkshauptstadt an der Donau in Niederösterreich. Bekannt ist die Stadt für ihre… Tischlerei?!

Ja genau – zumindest ist das eine der zahlreichen Vorstellungen, die die Eigentümer*innen des ehemaligen Tischlereigeländes für die Zukunft haben. Dort findet nämlich ein umfassender Prozess statt, diese ehemalige Industriebrachfläche durch neue Nutzungen zu einem zentralen Ort für Melk zu transformieren. Im Rahmen zukünftiger Projektvorhaben könnte die Tischlerei somit einen inklusiven Raum für Austausch und Partizipation bieten – möglicherweise im Herzen eines kooperativ entwickelten Stadtquartiers, das weit über die Grenzen Melks strahlt.

Im Sommersemester 2025 setzen sich 16 Masterstudierende des Studiengangs Raumforschung und Raumordnung im Rahmen eines Projektseminars unter der Leitung von Yvonne Franz und Martin Heintel, unterstützt von Miriam Lindsberger, mit Fragen der Raumgerechtigkeit, sozialer Innovation und Nachnutzung urbaner Brachflächen auseinander – mit der Tischlerei Melk als konkretem Untersuchungsraum. Die Studierenden recherchierten zu den Themenbereichen Identitätsstiftende Orte, Tourismus, inklusive Beteiligung und (kooperative) Quartiersentwicklung. In Kooperation mit dem brachflächendialog des Umweltbundesamts präsentierten sie am 10. Juni 2025 ihre Ergebnisse im Rahmen einer Abendveranstaltung vor Ort. Zu den Gästen zählten unter anderem der Eigentümer Lukas Fürst, Teilnehmer*innen des jüngst vergangenen Beteiligungsprozesses, Vertreter*innen der Kommunalpolitik sowie Mitarbeiter*innen der Tischlerei.

Souverän moderierte Felix Dalik durch den Abend.
Die Gruppen präsentierten ihre Ergebnisse.

Die Ergebnisse sind vielfältig und verweisen nicht nur auf Chancen und Potenziale für die Tischlerei, sondern betrachten auch die Schwierigkeiten, Herausforderungen aber auch Möglichkeiten, welche die Melker Stadtentwicklung insgesamt prägen:

Wenn die von den Studierenden formulierten Handlungsempfehlungen berücksichtigt werden, bietet sich die Chance, alternative Narrative über Melk zu repräsentieren. Eine Reflektion der eigener Identitäten erscheint dabei ebenso notwendig wie möglich – etwa durch die verstärkte Sichtbarmachung der NS-Geschichte oder durch konsequente Inklusion unterschiedlichster gesellschaftlicher Gruppen. Gerade diese Vielfalt an Akteur*innen kann zur weiteren Entwicklung der Tischlerei beitragen – etwa im Sinne des New European Bauhaus-Gedankens, der ökologische, soziale und kulturelle Aspekte miteinander verknüpft. Die Kombination aus innovativen Zwischennutzungen und partizipativer Gestaltung eröffnet neue Blickwinkel auf Melk – und bietet Raum für bislang „ungesehene“ Zielgruppen. Kinder und Jugendliche etwa werden in Planungsprozessen häufig mitgedacht, aber selten aktiv eingebunden. Die Tischlerei Melk könnte hier zum Vorbild werden – als Ort, an dem junge Personen tatsächlich mitgestalten können.

Yvonne Franz und Martin Heintel leiteten das PSE und standen mit Rat und Tat zur Seite.
Auch vor Ort wurden Eindrücke zu Melk gesammelt.
Die Ergebnisse wurden anschließend diskutiert.

Die Tischlerei ist nicht nur Kultur-, Arbeits- und Veranstaltungsort – sie steht auch für einen Wandel: eine lange Geschichte trifft hier auf neue Visionen. Veranstaltungen zur Geschichte der Tischlerei oder zur Nachhaltigkeit des Projekts können das Angebot ergänzen – ebenso wie niedrigschwellige Formate, etwa Pop-ups oder Minikonzerte, die Sichtbarkeit und Zugänglichkeit erhöhen. Die bereits vorhandenen Stärken der Tischlerei, u. A. das Handwerk, die bestehenden Netzwerke und vor allem der Wille einen positiven Beitrag zur Melker Stadtentwicklung zu leisten, könnten so zu nachhaltigen Veränderungen führen!


Die Ergebnisse werden im Rahmen des Webinars des Brachflächendialogs am 18.06.2025 ein weiteres Mal präsentiert. Hier geht es zur Anmeldung!

Text: Katharina Wachabauer, Benno Urschler

Fotos: Alexios Partoglou